5. Das „Rundum-Angebot“ des Vereins
Aus den vermehrt fließenden Geldbuß-Zuwendungen und den Zuschüssen der Arbeitsverwaltung im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen konnten zunehmend mehr Personen entlohnt werden, die diese Projekte organisierten, beaufsichtigten und durchführten. Und der Verein wurde im Laufe der Jahre, insbesondere wegen der fünf errichteten Werkstätten, auch zu einem ernstzunehmenden volkswirtschaftlichen Faktor. Die Betriebe wurden mehrheitlich Mitglied der Handwerks- sowie der Industrie- und Handelskammer. Mit ihren Aktivitäten trugen sie nicht nur zur Entlastung des Arbeitsmarktes bei; in den Werkstätten werden junge Menschen ausgebildet, außerdem Zivildienstleistende beschäftigt. Auf diese Weise wurden und werden volkswirtschaftlich relevante Werte geschaffen. Im Rahmen von Umweltprojekten wurden Wanderwege angelegt, wilde Müllhalden beseitigt, Flussläufe gesäubert, Biotope oder Spielplätze angelegt und gepflegt. Im Kreis Kirchheimbolanden wurde die Burgruine Stauf auf diesem Wege wieder der Allgemeinheit zugänglich gemacht.
Über die genannten Aktivitäten im Bereich der Landschaftsökologie hinaus erschlossen die Werkstätten weitere Betätigungsfelder. Schon seit den 80er Jahren werden alte Möbel abgelaugt und aufgearbeitet, Stuhlgeflechte handwerksgerecht erneuert, Spielsachen oder Töpferprodukte hergestellt. Neue Tätigkeitsfelder wurden erschlossen: Baumaterialien werden in Secondhand-Baumärkten gesammelt und aufbereitet, Entrümpelungen, Kleinumzüge und Haushaltsauflösungen durchgeführt. Ein reger Verkauf steht am Ende all dieser Aktivitäten. Jahrelang übernahm der Verein in Kaiserslautern nach den Spielen auf dem Betzenberg auch die Säuberung des Stadions. Und seit Jahren führt er in der Innenstadt einen stark frequentierten städtischen Recyclinghof. Mancherorts wurde für Haftentlassene ein „Betreutes Wohnen“ eingerichtet. Und von Anfang an beteiligt sich die „Straffälligenhilfe“ an dem 2005 in Dienst gestellten „Haus des Jugendrechts“ in Ludwigshafen.
Über all diesen Aktivitäten wurde die herkömmliche Vereinstätigkeit im Strafvollzug und in der Bewährungshilfe keineswegs vernachlässigt. Es werden weiterhin hohe Summen für Darlehen oder verlorene Zuschüsse für Hilfen im Einzelfall an Straftäter oder deren Familien geleistet. Im Strafvollzug hat der Verein immer wieder erhebliche Summen für soziale Einrichtungen oder Infrastrukturmaßnahmen aufgewendet, etwa für die Gestaltung der Freizeit auf den Gebieten der Kultur, des Sports, für Basteln und Werken. So hat der Verein z. B. in den 80er Jahren in der JVA Zweibrücken eine Telefonanlage finanziert, die den Gefangenen gegen Erstattung der Gebühren Gespräche mit ihren Angehörigen ermöglicht, wobei die Gebühren hierfür oft vorgelegt werden mussten. Ebenfalls in der JVA Zweibrücken hat der Verein eine Rundfunkübertragungsanlage errichtet, dies im Übrigen erheblich preiswerter als der vom Land für eine entsprechende Anlage eingeholte Kostenvoranschlag in Höhe von 2,2 Millionen DM. Im Speicherbereich der JVA wurden mehrere 100 Quadratmeter als Freizeiträume ausgebaut. In den 90er Jahren wurde von der „Pfälzischen Straffälligenhilfe“ auch der Bau des Gewächshauses im Bereich der Frauenvollzugsanstalt Zweibrücken getragen.
Ein neues, zukunftsträchtiges und umfangreiches Aufgabengebiet kam mit dem Täter-Opfer-Ausgleich (TOA) hinzu. 1993 ging der Verein in Frankenthal mit nachhaltiger Unterstützung des Ministeriums und der Staatsanwaltschaft in die Offensive. „Dialog Frankenthal“ war schon nach kurzer Anlaufzeit eines der erfolgreichsten Modellprojekte in Deutschland. Und nach und nach wurden mit nachhaltiger Unterstützung aller Beteiligten, insbesondere auch der Justiz, entsprechende Aktivitäten flächendeckend und mit gutem Erfolg entfaltet.