3. Die Anfangsjahre
In allen Vollzugsanstalten und am Sitz der Bewährungshilfen wurden alsbald ehrenamtlich verwaltete Geschäftsstellen errichtet. Das Tätigkeitsfeld des Vereins lag in den ersten Jahrzehnten im Wesentlichen auf zwei Bereichen: in der Gewährung finanzieller Hilfen an bedürftige Strafgefangene, an entlassene Gefangene und deren Familien in Form verlorener Zuschüsse oder als Darlehen sowie in Aufwendungen für vielfältige soziale Einrichtungen im Strafvollzug selbst, für die die Staatskasse nicht genügend Mittel hatte oder weil der Staat diesem Aspekt zu geringe Bedeutung beimaß.
Neben diesen direkten oder indirekten materiellen Hilfen ging es in den Anfangsjahren bald auch um die Förderung der Persönlichkeit der Gefangenen. Hierzu zählten Maßnahmen der Erwachsenenbildung, kulturelle Betreuung, Freizeitgestaltung, berufliche Aus- und Fortbildung oder Umschulung. Der Verein legte auch großen Wert auf die fachliche Fortbildung seiner Mitarbeiter aber auch der Richter, Staatsanwälte, Bewährungshelfer und Vollzugsbeamten. Überregionale, auch internationale Arbeitstagungen und Fortbildungsveranstaltungen des Vereins führten Experten des Strafvollzugs, der Bewährungs- und Straffälligenhilfe mit Praktikern aus allen Bereichen zusammen.
Die vielfältigen Initiativen konnten bald nicht mehr ausschließlich ehrenamtlich bewältigt werden. Zunehmend mussten Honorarkräfte und hauptamtliche Arbeitnehmer angestellt werden, oft mit Hilfe beträchtlicher Arbeitsförderungsmaßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit.
Eine wesentliche Stärke des Vereins lag immer in seiner dezentralen Organisation. Unter der Leitung der Hauptgeschäftsstelle in Zweibrücken wurden die Vereinszwecke weitestgehend von den einzelnen Geschäftsstellen vor Ort erfüllt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wandten sich zumeist aus eigenem Antrieb konkreten Maßnahmen zu und organisierten und erledigten sie selbständig. Dieses äußerst moderne Konzept, das der Eigeninitiative größten Raum ließ, war - neben der Weitsicht und Kreativität des Hauptgeschäftsführers Schüler - ein Geheimnis des Erfolges der „Pfälzischen Straffälligenhilfe“. Eigeninitiative, die auch heute noch wesentlicher Motor der „Straffälligenhilfe“ ist, fördert den Wettbewerb von Ideen und Aktivitäten, führt zu einer breiten Aktivierung der Vereinsmitglieder sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vor Ort die Möglichkeit haben, die Ergebnisse ihrer Arbeit als Früchte eigener Leistung unmittelbar zu erleben.
Rückblickend kann zufrieden festgestellt werden, dass es von Anfang an gelungen ist, das in anderen Bundesländern übliche organisatorische Auseinanderfallen von Straffälligen- und Bewährungshilfe weitgehend zu verhindern. Die „Pfälzische Straffälligenhilfe“ ist gerade deshalb so effizient, weil sie in hohem Maße von den Bewährungshelferinnen und -helfern getragen wird.